1191 - 1236
Erste Hochblüte unter den Lengenbachern

Durch Schenkung erhielten die Hochfreien von Lengenbach die Herrschaft Neulengbach. Otto III. von Purgstall, Rehberg und Lengenbach errichtete nach der Veste (Kirchenburg) in Altlengbach eine weitere Burganlage mit Bergfried, Palas und kleinerem Nordwestturm in Neulengbach.

Die Lengenbacher zählten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern der damaligen Zeit. Sie zeichneten Urkunden und traten in ihrer Funktion als Domvögte von Regensburg als Zeugen auf. Ihnen kommt eine große Bedeutung bei der Erschließung des Wienerwaldes zu. Gäste auf der Burg, die Mittelpunkt des höfischen Lebens bildete, waren Minnesänger wie Gottfried von Totzenbach und später Dietmar von Aist, Ulrich von Li(e)chtenstein und Neidhart von Reuenthal.

Am Ende der Herrschaft der ersten „Dynastie“ der Lengenbacher im Jahr 1236 zählten mehr als 20 Burgen zu ihrem Besitz.

1236 - 1573
Ein landesfürstliches Eigentum

Nach dem Aussterben der „älteren“ Lengenbacher 1236, gelangte die Burg in den Besitz der Babenberger – jedoch nur für kurze Zeit. Zehn Jahre später, 1246, fiel Friedrich II., Herzog von Österreich und der Steiermark, in der Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn. Damit erlosch das Geschlecht der Babenberger im Mannesstamm. Nach längerem Ringen gelang es dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl, die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, sowie weitere Gebiete unter seine Herrschaft zu bringen.

Die Neulengbacher Burg wurde in Folge von Ministerialen und landesfürstlichen Pflegern verwaltet und blieb bis in die 70er-Jahre des 16. Jahrhunderts im Besitz des jeweiligen Landesfürsten. In diesem Zeitraum erfolgte − bis auf die Errichtung der etwa 540 m langen Burgmauer und den baulichen Erweiterungen bei Palas und den Türmen − keinerlei wesentliche architektonische Veränderung der Burganlage.

1573 - 1920
Renaissanceschloss und adeliger Privatbesitz

Die im landesfürstlichen Besitz befindliche Burg wurde vielfach verpfändet, da die Habsburger stets in Geldnöten waren. Dieser Umstand änderte sich erst mit Rudolf Khuen von Belasi (auch Belasy/Belassy), dem es 1573 gelang, die Burg Neulengbach als freies Eigen zu erwerben. Er war Freiherr zu Neulengbach (Lempach oder Lembach), geheimer Rat am Hof zu Wien, Vorschneider von Kaiser Ferdinand I., Oberstallmeister von Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. Die mittelalterliche Burg wurde ausgebaut und erweitert im Stil der Spätrenaissance.

Zu weiteren baulichen Veränderungen kam es unter den Grafen Pálffy bis 1670. Nun war die vierflügelige Anlage nach allen Seiten hin geschlossen – gerade rechtzeitig vor der zweiten osmanischen Belagerung Wiens im Jahr 1683. Die erfolgreiche Verteidigung der Burg gegen die Türken verdankten die Neulengbacher, Gräfin Sidonie Agnes von Pálffy. Nachfolgende Besitzer waren die Bartholotti v. Partenfeld, die Fürsten Lubomirsky, Freiherr Karl Abraham Wetzlar von Plankenstern, die Grafen Fries und schließlich die Fürsten von und zu Liechtenstein – sie waren die letzten adeligen Besitzer.

Von 1909 bis zum Beginn des Jahres 1912 betrieb die ehemalige Schauspielerin des Wiener Carl Theaters Olga Jauner (Künstlername: Blumé) eine Pension im Schloss mit angeschlossener Wasserheilanstalt. Im Jänner 1912 aber brach ein Brand in der Hochburg aus welches nahezu die gesamte Inneneinrichtung vernichtete. Während des Ersten Weltkrieges war die Anlage noch in Liechtensteinischem Besitz, wurde aber nicht mehr für private Veranstaltungen genutzt, sondern diente als Gefangenenlager für russische Offiziere.

1920 kaufte die Gemeinde Wien das Burgschloss und errichtete ein Erholungsheim für Lehrmädchen.

Ab 1920
Die Burg im 20. und 21. Jahrhundert

Bis 1952 wurde das Areal von der Gemeinde Wien als Erholungsheim für Lehrmädchen genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges errichtete eine Panzerabteilung entlang der Wehrmauer bis zum Schlössl ihre Baracken. In der Hochburg selbst wurde ein Lazarett eingerichtet. In den letzten Kriegstagen kam es zu massiver Zerstörung an den Gebäuden. Plünderungen richteten ihrerseits viel Schaden im gesamten Burgenbezirk an. Die nachfolgenden Eigentümer waren der Schlossverein Neulengbach und die Baronin Schweinitz.

Im Jahr 1962 gelangte der gesamte Gebäudekomplex im Versteigerungsverfahren an den Grazer Kaufmann Martin Wakonig. Viel Restaurierungsarbeit wurde in den ersten Besitzjahren getätigt. In den 1970er-Jahren fanden im Innenhof der Hochburg Sommerspiele unter Mitwirkung von SchauspielerInnen des Wiener Burgtheaters statt.

Nach Bruno und Margherita Wakonig, die 25 Jahre lang die Geschicke und Geschichte der Burg gelenkt haben, tritt nun die dritte Generation mit Katharina, Benedikt und Theresa Wakonig die Nachfolge an.

Autorin: Dr. Hedy Fohringer, letzte Änderung am 29.05.2023

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Burgweg 1, Neulengbach, 3040